Brennstoff Holz: Klimaretter oder Klimakiller? Teil 1
Aileen MeinickeSeit dem Regierungswechsel der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2021 wird das Thema Energiewechsel immer konkreter. Ziel neben dem Umweltschutz ist in erster Linie auch die Energieunabhängigkeit in Deutschland, welche durch erneuerbare Energien abgedeckt werden soll. Vor allem der überarbeitete Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) soll aktuell Schwung in das Vorhaben bringen und es vorantreiben. Dieser sieht vor, dass alle neu installierten Heizungsanlagen verpflichtend mit mindestens 65% erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Außerdem setzt auch diese Regierung auf Förderungen und Anreize, wie beispielsweise der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) um die Emissionen im Heizsektor zu senken. Doch scheint unsere derzeitige Regierung nicht alle, bisher als erneuerbare Energiequellen bekannten Ressourcen anzuerkennen. Darunter fallen Biomasse Energieträger wie Biogas aber auch der nachwachsende klimaneutrale Brennstoff Holz. Zudem rät bisher das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) regelrecht von holzbetriebenen Heizungsanlagen ab, weil Biomasse angeblich nur begrenzt und unzureichend zur Verfügung stünden. Diese Aussagen vom BMWK führen verständlicher Weise zu Verunsicherungen. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Ist mein Holzofen ein Klimakiller? Wir räumen mit den Vorurteilen auf!
Energieträger Holz: Mythos Luftverpester
Die systematische Abholzung der Regenwälder aber auch der starke Verbrauch von Brennholz während der Industrialisierung im europäischen 18. Jahrhundert, symbolisiert den schlechten Umgang mit der Natur und die Umweltverschmutzung, welche den Klimawandel vorantreiben und uns buchstäblich die Luft zum Atmen nehmen. Daher haben wir auch ein eher gespaltenes Verhältnis beim Umgang mit dem Rohstoff Holz, selbst wenn es nur um die private Wärmegewinnung geht. Ist das Heizen mit Holz umweltschädlich? Schrumpfen dadurch die heimischen Wälder? Diese und viele weitere Fragen stellen sich bei der Wahl für die urtümlichste aller Feuerstätten. Schließlich möchte man Mutter Natur nicht noch mehr zusetzen, als es in der Vergangenheit bereits der Fall war. Wie kommen wir also auf die Idee, das Brennholz einen wichtigen Beitrag bei der Energiewende leisten könnte?
Die Vorteile von Holz als Brennstoff
Das Hauptproblem der globalen Erwärmung ist der enorme CO2-Ausstoß. Daher wundert sich der ein oder andere, dass der Brennstoff Holz besser als Heizöl oder Gas sein soll. Schließlich hat Holz eine geringere Energiedichte und somit einen geringeren Brennwert als die beiden fossilen Brennstoffe. Was allerdings nur stimmt, wenn man den Verbrennungsvorgang allein betrachtet. Wenn wir wiederum das große Ganze betrachten, verbrennt Holz am Ende sogar Klimaneutral. Aber woran liegt das?
#1. Der atmosphärisch-biosphärische Kreislauf des CO2
Selbstverständlich entsteht bei der Verbrennung von Holz Kohlenstoffdioxid. Allerdings wird bei einer vorschriftsmäßigen Verbrennung von Holz nur so viel CO2 produziert, wie es während seines Wachstums als Baum auch aufgenommen hat. Auf diese Weise schließt sich der atmosphärisch-biosphärische CO2-Kreislauf wieder mit der selben Menge an Kohlenstoffdioxid, was wiederum Holz als klimaneutralen Brennstoff auszeichnet. Das bei fossilen Brennstoffen gebundene CO2 war wiederum viele Millionen Jahre im Erdboden gebunden und gehört daher schon lange nicht mehr dem CO2-Kreislauf an. Dennoch wird es bei der Verbrennung von Heizöl, Gas und Kohle dem Kohlenstoffpool der Atmosphäre und Biosphäre zugeführt und überfüllt diesen kontinuierlich, wobei es sich dort nur schwer wieder entfernen lässt.
#2. Der natürliche CO2 Filter
In der Wachstumsphase nehmen Bäume also Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf. In einem nachhaltig bewirtschafteten Wald finden Holzentnahme und Aufforstung parallel zueinander statt. Auf diese Weise bleibt die Menge des Kohlenstoffs im jung gehaltenen Wald relativ konstant. Kurioser Weise produzieren naturbelassene Urwälder sogar mehr Kohlenstoffdioxid, weil Totholz das gespeicherte CO2 wieder frei gibt. Dennoch gibt es diese alten Wälder noch, was der Biodiversität zu Gute kommt.
#3. Nachhaltige Forstwirtschaft
Laut NABU werden rund 97% unseres heimischen Waldes forstwirtschaftlich genutzt. Was im ersten Moment nach gieriger Abholzung klingt. Tatsächlich ist der deutsche Waldbestand in den letzten 10 Jahren aber um 7% gewachsen. Daher zählt Deutschland mit einem Waldflächenanteil von 11,4 Millionen Hektar sogar zu den Waldreichsten Ländern Europas. Und dass trotz mehreren Jahren Dürre und der aktuell anhaltenden Borkenkäferplage. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei einer nachhaltig betriebenen Waldwirtschaft sogar mehr Holz nachwächst als entnommen wurde.
#4. Ressourcen optimal nutzen
Als klimaneutraler Brennstoff im heimischen Kaminofen eignen sich Hölzer wie Fichte, Buche und Eiche am besten. Dieser Umstand schlägt wohl vielen auf den Magen, da man meinen könnte, dass wir unsere edelsten Hölzer den Flammen zum Fraß vorwerfen anstatt etwas Sinnvolles und Beständiges wie Häuser oder Möbel daraus zu bauen. Dem müssen wir entschieden widersprechen. Zwar steigt die Zahl der Kaminofenfreunde stetig, allerdings werden nur unansehnliche und unbrauchbare Teile, wie Kronenholz des kostbaren Baumes als Feuerholz verwendet. Wir verbrennen quasi die Abfälle und Reste der Holzindustrie. Auf diese Weise wird sogar alles aus dem gefällten Baum herausgeholt und restlos genutzt.
#5. Regional
Last but not least: Dank des relativ großen Waldflächenanteils von ca. 32%, ist Holz so ziemlich überall regional verfügbar und belastet durch die kurzen Transportwege nicht noch zusätzlich unsere Umwelt – im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, die erst aus fernen Ländern importiert werden müssen und daher viel „graue Energie“ mit sich tragen. Die regionale Verfügbarkeit des klimaneutralen Brennstoffs Holz stärkt außerdem die heimische Wirtschaft, zeugt von regionaler Wertschöpfung und schafft zudem Arbeitsplätze.
Back to the Roots
Bei dem Thema Wärmeerzeugung kommt wohl den meisten Holz als Brennstoff in den Sinn. Schließlich ist ein Lagerfeuer die urtümlichste Form um an Wärme zu gelangen. Das Holzfeuer war seit jeher stets ein treuer Wärmespender und wurde erst mit der Entdeckung der fossilen Brennstoffe abgelöst. Diese Schätze aus dem Erdreich schienen den Energiehunger der Menschheit decken zu können. Seitdem haben sich gerade Produkte aus Erdöl fest in unseren Alltag etabliert und sind kaum noch weg zu denken. Mittlerweile ist es keine neue Erkenntnis mehr, dass fossile Brennstoffe langsam aber sicher zur Neige gehen. Auch ist weithin bekannt, dass diese Hauptverantwortlich für unser CO2-Delema sind. Ein Großteil der Bevölkerung hat begriffen, dass wir dank des vielseitig einsetzbaren Rohstoffs langsam aber sicher in unser Verderben rennen.
Einen sinnvollen Ausweg bietet uns die Umstellung auf erneuerbare Energien und die damit einhergehende Energiewende. Gerade im Heizsektor gibt es viele Möglichkeiten regenerative Energien als neue Wärmequelle zu nutzen. Ganz hoch im Kurs unserer aktuellen Regierung stehen beispielsweise Wärmepumpen, welche gezielt gefördert werden, da der aktuelle Primärenergieverbrauch aus erneuerbaren Energien durch Geothermie gerade einmal bei 4% liegt. Was durchaus noch ausbaufähig allerdings nicht in jedem Haushalt umsetzbar ist. Da haben Bioenergieträger momentan einen weitaus höheren Anteil im Energiesektor, wobei Holz mit Abstand den Löwenanteil ausmacht. Viele Privathaushalte nutzen bereits wieder den regenerativen Brennstoff Holz zur Wärmegewinnung oder auch zur Entlastung der Zentralheizung im Winter.
Fazit
Wir sollten uns vor Augen halten, dass es keine Wunderwaffe beim Kampf gegen den Klimawandel gibt. Die Ziele des Green Deals können nur über viele verschiedene Puzzleteile gelingen, welche am Ende ein großes Ganzes ergeben. So ist ein gut gedämmtes Niedrigenergiehaus ebenso von Vorteil wie die Wärmeerzeuger selbst. Außerdem eignet sich ein Kaminofen auch hervorragend um mehrere Systeme zu kombinieren. So können beispielsweise Kaminofen & Wärmepumpe ein super Team bilden. Dabei springt der wasserführende Kaminofen für die Wärmepumpe ein, falls diese zu wenig Wärme liefert. Auch eine Solarthermie auf dem Dach benötigt Unterstützung im Winter. Hier ist beispielsweise eine Pelletheizung der perfekte Partner. Daher sollten wir alle technischen Möglichkeiten, sowie die verschiedenen erneuerbaren Energien nutzen, die uns zur Verfügung stehen, anstatt nur auf ein Pferd zu setzen.
Quelle: HKI Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V.