Altbacken? Nein - er kehrt zurück und zwar in modernster Form
Stück für Stück kehrt er wieder in die deutschen Wohnstuben zurück: Massive Wärmespeicher, eine individuelle Verleidung und angenehme Wärme: Die Rede ist vom Kachelofen. Und tatsächlich: Schaut man in die Geschichte zurück, dann kann diese Feuerstätte auf eine lange und stolze Tradition zurückblicken.
Der Ursprung des Kachelofens
Wer die ersten Kachelöfen baute und welchen Verwendungszweck diese einst gehabt haben, ist tatsächlich noch nicht sicher geklärt. Es wird angenommen, dass die in Häuser eingebauten Backöfen oder überwölbten Herdfeuerungen in Nord- und Nordwesteuropa schon im frühen Mittelalter Vorläufer von Kachelöfen waren. In kalten Gegenden hat man so die Wohnstuben der Menschen erwärmt. Wann man das erste Mal auf die Idee kam, keramische Becher und Töpfe in die Lehmkuppeln der Öfen einzusetzen und damit „echte“ Kachelöfen schuf, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich entstand die Idee bereits schon im frühen Mittelalter.
Die ältesten keramischen Objekte, die grob als Ofenkacheln definiert werden können, stammen aus dem Elsass, aus Deutschland und der Nordwestschweiz. Sie können etwa auf die Zeit des achten und neunten Jahrhunderts datiert werden. Daraus entwickelte sich dann im 11. Jahrhundert der Hinterlader-Kachelofen, der von der Rückseite des Hauses, also aus der Küche eingeheizt wurde. Das gesamte Mittelalter hindurch war der Kachelofen auf dem Siegeszug. Um 1200 gehörte der Kachelofen auf Burgen, in Klöstern und in städtischen Wohnhäusern oft bereits zur Standardausrüstung.
Technische Weiterentwickelungen des Kachelofens
Während des Mittelalters wurden zahlreiche Verbesserungen und Veränderungen am Kachelofen durchgeführt. Als im 14. Jahrhundert die reliefverzierten Kachelöfen aufkamen, übernahm der Kachelofen auch repräsentative Aufgaben. Nun bewiesen die Vertreter der Herrschaftshäuser, die Fürsten und Grafen Stil und Klasse, wenn sie besonders prunkvolle Kachelöfen in ihren Sälen aufbauten.
Das Nutzungsgebiet des Kachelofens umfasste schließlich das deutschsprachige Gebiet Mitteleuropas und Randzonen Italiens, Teile des Elsasses, Frankreichs, den Niederlanden und England. Auch in Skandinavien und im Baltikum finden sich Formen des Kachelofens. Davon ausgehend entwickelte sich im Barock, also während des 17. und 18. Jahrhunderts eine neue Herstellungstechnik von Kachelöfen, die größere und frei geformte Ofenkacheln ermöglichte. Diese Überschlagtechnik wird auch heute noch in Einzelfällen verwendet. Die Masse aller Kachelöfen dieser Zeit wurde aber aus kleinformatigen Blatt-, Eck- und Gesimskacheln gebaut. Im ausgehenden 17. und im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden Kachelöfen technisch weiterentwickelt, sodass Sparöfen entwickelt wurden und die Fähigkeiten, Wärme einzuspeichern, verbessert wurden. Im 19. Jahrhundert wurden Heizeinsätze in den Kachelofen eingebaut, um die veränderte Beheizung mit Holzkohle zu bedienen. Damit entstanden die ersten Warmluft-Kachelöfen, die in der Folge immer beliebter wurden und auch heute in modernen Varianten reichlich Verwendung finden. Einen Kachelofen zeichnet zudem die Verwendung von Nachheizflächen aus, um die Wärme effektiv zu nutzen.
Kachelöfen heute
Neben einer rasanten technischen Weiterentwicklung im 20. Jahrhundert und dem Aufkommen eines starken Umweltfaktors hat sich auch das Kachelofendesign grundlegend verändert. Bis in die 1970er Jahre waren Kachelöfen nach alter Tradition vollständig verkachelt. In den 80ern Jahren des letzten Jahrhunderts wurden verputzte Fläche mit nur einzelnen Simskacheln und verzierenden Elementen immer beliebter. In den 1990ern erreichte das Design des Kachelofens schon etwas minimalistischer Züge, mit vielen Abstufungen und versetzten Ebenen der einzelnen Kacheln. Seit 2000 hat sich dieser Trend verselbstständigt: Moderne Formen und schlichte Optik bestimmen das Bild. Klare Linien, gerade verputzte Flächen und sehr große Sichtscheiben unterstreichen diese Stiländerung. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft bringen wird.